Immer wieder lesen und hören wir in den Nachrichten, etwas wie „die Deutschen werden immer dicker“ (das Land lässt sich dabei fast beliebig ersetzen), „die Zahl der Übergewichtigen steigt“, [..]. Da stellt sich doch die Frage, Warum?
Dabei scheinen sich (vermeintliche) Experten und Forscher nicht einig, welcher Nahrungsbestandteil der große Übeltäter ist. Die Lager der Fettgegner und Zuckerkritiker scheinen verhärtet. Wer wem, was vorwirft und wie viel da dran sein kann, beschreibe ich hier: Fett oder Zucker.
Was macht uns denn dicker als wir eigentlich wollen?
Wilde Spekulationen..
Du hast vielleicht auch eine Erklärung für dich selbst. Egal ob du etwas zu viel auf den Rippen hast oder nicht, oder du dir ein Urteil über die anderen erlaubst.
Der ein oder andere fragt sich beim eigenen Hüftspeck, ‚bin ich zu faul um mich ausreichend zu bewegen? Hab ich mich nicht unter Kontrolle und esse zu viel und falsch‘. Schließlich hören wir doch ständig, das zum Abnehmen mehr Bewegung und weniger essen gehört. (Warum das falsch ist und du dass sofort vergessen solltest [LINK – Beitrag folgt].)
Oder kann man sich auf die Schulter klopfen, weil die Disziplin so groß ist, dass man als schlank gilt? Hatte man vielleicht nur Glück mit den Genen?
Nein, jeder Punkt hat vielleicht an der ein oder anderen Stelle seine Rechtfertigung, aber heute werfen wir mal einen Blick auf all die Faktoren, die häufig einfach unter den Tisch fallen, obwohl ich ihnen persönlich viel Einfluss einräume.
Natürliche Bewegung fehlt
Unsere Städte sind voll mit Fitness-Clubs, Sportgruppen und Einzelkämpfern, die sich beim rennen, radeln und sonstigen Aktivitäten auspowern (oder Ausgleich schaffen) wollen. Das ist grundsätzlich auch ne tolle Sache (wenn es dir Spaß macht), aber zu häufig bleibt es bei den Extremen, vom schweißtreibenden Sport zum stundenlangen Sitzen.
Leider haben wir verlernt uns regelmäßig und natürlich zu bewegen. Wir brauchen Bewegung im Alltag. Das raubt uns nicht die ganze Kraft (und lässt uns nur müde zurück), sondern stärkt den Körper und den Geist. Der Wechsel der Körperhaltung, regelmäßiges bewegen, strecken, usw. (aber auch ruhen ist wichtig). Das Resultat kann ein gut durchbluteter (und damit wunderbar arbeitender) Organismus sein und ein höherer NEAT (Non-Exercise-Activity-Thermogenesis = Kalorienverbrauch durch Alltagsbewegungen).
Schlafmangel
Unser Schlaf ist nicht nur zur Erholung, er dient dem Körper vor allem dazu sich zu regenerieren und anzupassen an die Umwelt. Dabei werden z.B. unsere geschundenen Muskeln repariert und unser Hormonhaushalt in Balance gebracht. Und das ist ein ganz entscheidender Punkt, denn zu wenig Schlaf, kann uns hungriger machen. (Mehr zu Hunger).
Statt sich also früher aus dem Bett zu quälen um die Laufschuhe zu schnüren, oder länger am Abend unterwegs zu bleiben, nur damit man noch eine Runde im Fitnessstudio schafft, sollte für dich nicht die erste Wahl sein. In Ausnahmen können wir mit etwas Schlafmangel noch gut umgehen, aber wenn es zur Dauersituation wird, steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit von zusätzlichen Fettpölsterchen, sondern auch andere gesundheitliche Probleme. Ausreichend Schlaf sollte in deiner Tagesplanung genauso Gehör finden, wie andere Lebensbereiche.
Unsere figur-unfreundliche Welt
Wir leben im Schlaraffenland. Essen ist zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar, und selbst wer nicht hungrig ist, wird mit maßgeschneiderter Werbung zum Essen verführt. Das ständige Sehen von Leckerbissen, spricht unsere Urinstinkte an. Und die kennen nur ein Programm: Essen wenn es da ist, die nächste Hungersnot könnte schon um die Ecke lauern. Nur leben wir in der glücklichen Situation, dieser nicht ins Auge blicken zu müssen. So wird aus dem gut gemeinten Speicher für schlechte Zeiten, eine Last.
Aber in diesem Spiel gibt es auch eine Partei die gewinnt. Für Anbieter ist es lukrativ, dass wir immer und überall Lust aufs Essen haben. Und gerne bieten sie für jede Situation den vermeintlich richtigen Snack, die beste Mahlzeit und Erfrischungsgetränke. Einige Aktivitäten scheinen gar ohne Essen nicht mehr machbar. Kannst du dir Kino ohne Popcorn vorstellen?
Und die Produkte erfordern bei uns nicht mal Aufmerksamkeit beim Essen. So kommt mancher ab von Mahlzeiten und schlägt sich mit Snacks durch den Tag. Wir grasen. Ständig am kauen, wird von einem Snack zum nächsten gegriffen. Weil es so schön praktisch scheint, gibt es statt einem Frühstück, einen Frühstücksriegel. Statt einer Mittagspause wird am Arbeitsplatz schnell etwas zwischen die Zähne geschoben. Dazwischen liefern Süßigkeiten den schnellen Energiekick, wenn die Arbeit an den Nerven zehrt. Und am Abend fühlt man sich ausgelaugt (man hat schließlich noch gar nichts „richtiges“ gegessen) und weil die Energie fehlt überbrückt man die Wartezeit der Fertigpizza o.ä. mit Kleinigkeiten die im Kühlschrank warten. Natürlich praktisch von einer freundlichen Firma für uns vorbereitet, die uns gleich im Werbeprogramm ihre neusten Einfälle präsentiert.
Den Punkt der immer größere Portionen werde ich heute mal überspringen. Denn es ist nicht unbedingt das Volumen, was wir in uns hineinstopfen, sondern eher die Qualität des Essens.
Fertigkost statt Selbstgekochtem
Ich wundere mich manchmal darüber, dass sich andere wundern, dass ich mir jeden Tag etwas selbst koche. Ja, auch für mich ganz allein. Es ist schon zur Normalität geworden, dass von der Industrie vorgekochte und vorgemischte Speisen fast täglich auf den Tisch kommen. Und wenn du dir jetzt stolz auf die Schulter klopfst, weil du die Schalter am Herd noch bedienst, dann schau dich kurz in deiner Küche um – nach „Fix“-Produkten, Fertigsaucen, Fruchtjoghurt.. Ja auch nach dem vorgekochten Gemüse in der Dose und natürlich Tiefkühlpizza und Co.
Es spricht nichts dagegen, gelegentlich auf solche Produkte zurück zu greifen. Aber wenn man sich in Supermärkten umschaut, was die Regale füllt, erschließt sich mir nicht für alles der Sinn. Zwischen all den Pulvern und Mixturen, haben wir uns an einen Geschmack gewöhnt, der mit natürlich Ernährung nur noch auf den Verpackungsbildern verbunden ist. Es gibt natürlich Ausnahmen. Fertiggerichte die Selbstgekochtem kaum nachstehen. Und ich will auch nicht in eine Zeit zurück, in der ich hätte den Ketchup selbst kochen müssen. Aber ich manche Fertigprodukte geben uns nicht einmal den Zeitvorteil, den sie versprechen.
Für unsere Figur ist aber ein anderer Punkt noch viel wichtiger: beim selber kochen entscheidest du, wie viel Zucker, Fett und alles andere du in dein Essen packst. Bei der Industrieware ist der Einfluss kaum vorhanden. Und selbst die riesige Auswahl in so manchen Supermärkten ändert daran wenig. Auch nicht mit „Diät“ und „light“ Produkten. [LINK, Beitrag folgt]
Wir essen aus dem falschen Grund
Einen ganz wichtigen Punkt möchte ich abschließend noch ansprechen. Selbst wenn wir unsere eigene Umwelt unseren Bedürfnissen anpassen könnten, nur noch die besten Lebensmittel essen würden und auch Schlaf und Bewegung in Einklang bringen, bleibt etwas auf der Strecke. Wir essen aus den falschen Gründen. Würden wir unserem Hunger und Sättigung folgen, gäbe es weniger Bedürfnis für tröstendes Eis, die liebe gebende Schokolade und all den anderen Süß- und Knabberkram.
Essen ist auch eine Art mit seinen Gefühlen umzugehen, sie wieder zu erleben oder sie zu verdrängen. Es gehört zu jeder Kultur Lebensmittel in Ritualen zu verwenden und kaum einer hat nicht in seiner Erziehung, das Bestechungs- und Belohnungssystem auch durch Leckereien gelernt. (Und auch die Werbung knüpft so gerne Produkte an unsere Gefühle und Erinnerungen).
Ziel muss es nicht sein, solches emotionales Essen ganz zu vermeiden oder unterdrücken, aber du solltest ein Bewusstsein dafür haben. Ein Weg kann hierfür das intuitive Essen sein. Aber auch eine Ernährungsberatung mit einer Auswertung eines Ernährungstagebuchs kann helfen, solche Muster überhaupt aufzudecken und neue Wege zu finden.
Fazit
Falls du in diesem Artikel nach dem einen bösen Lebensmittel oder Inhaltsstoff gesucht hast, der Schuld an allem übel ist, tut es mir leid. Es ist nicht der eine Stoff, den es zu meiden gibt und alle Probleme sind gelöst. Genauso wie es auch nicht den einen Stoff gibt, der die Fettpolster verschwinden lässt.
Aber genau hier steckt auch die positive Botschaft, es gibt viele kleine Stellschrauben die wir drehen können und niemand muss sich ausgeschlossen fühlen. Du kannst selbst entscheiden, welche Punkte besonders wichtig in deinem Leben sind, woran gerüttelt werden darf und welches Zahnrad nicht angetastet werden darf. Wenn du dir nicht sicher bist, was bei dir wirkungsvoll wäre, kann eine Beratung helfen.



