Der Genuss ist die Empfindung von Annehmlichkeiten. Beim Essen denken wir an Gaumen-Freuden, Aroma-Explosionen und Zungen-Schmeichlern.
Was du und ich als Genuss empfinden kann zwar unterschiedlich sein, aber es gibt ein paar Eigenschaften die das Genießen verbinden.
Eigentlich leben wir im Schlaraffenland. Warum fällt uns Genuss dennoch manchmal so schwer?
Beim Essen ist der Geschmack und das Esserlebnis heute nicht mehr alles. Es schwingen Ernährungsweisheiten und Essens-Regeln mit. Außerdem die ständige Konfrontation mit Nahrung selbst, Werbung dafür und deren sich übertreffenden Superlativen.
Warum Genuss nicht nur vom Geschmack abhängt
Vor uns kann die köstlichste Mahlzeit stehen, doch stimmt die Umgebung nicht, oder fühlen wir uns gestresst (oder tragen andere negative Emotionen mit uns), dann können wir diesen hervorragenden Geschmack nicht in einen wahren Genuss wandeln.
Genuss braucht (innere) Ruhe, eine angenehme Umgebung und Zeit.
Der Genuss kann allerdings auch daran leiden, nach immer außergewöhnlicheren Geschmackserlebnissen zu suchen. Nach den immer exotischeren, besonderen, seltenen und unbekannten Komponenten. Wenn alltägliche Nahrungsmittel ihren geschmacklichen Wert zu verlieren scheinen. Wenn sie für uns ihren Genuss-Wert verlieren weil sie immer verfügbar sind.
Was Genuss mit Achtsamkeit zu tun hat
Achtsamkeit ist eine Haltung. Die Einstellung im hier und jetzt zu leben. Und damit auch beim Essen bewusst Entscheidungen treffen, in Ruhe den Geschmack und die Konsistenz erfassen, und den eigenen Körpersignale spüren.
Das bewusste und für uns selbst fürsorgliche Handeln erlaubt uns erst Genüsse wahrzunehmen.
Diese sind nicht nur besonderen Gelegenheiten geschuldet, sondern können in jedem Alltag einen Platz finden.
Wie der Essgenuss zum Wohlbefinden beiträgt
Die Art und Weise wie wir essen bestimmt zu einem guten Teil, wie bekömmlich unsere Nahrung ist.
Nehmen wir uns Zeit unsere Mahlzeit ausgiebig zu kosten und sie gut zu kauen, dann bereiten wir unseren Körper auf die bevorstehende Verdauung vor. Er produziert die benötigten Verdauungssäfte, kann die erforderlichen Nährstoffe aus den Lebensmitteln ziehen und hat genügend Zeit auch die Sättigungs-Signale zurück zu melden.
So bleiben wir eher von Verdauungsbeschwerden und Völlegefühl verschont.
Und ein ganz praktischer Nebeneffekt von genussvollem Essen ist, dass wir uns damit insgesamt zufriedener mit unserer Nahrungsaufnahme fühlen und weniger schnell erneut etwas essen wollen.
Ist Genuss und gesunde Ernährung vereinbar?
Welche Bilder entspringen deiner Vorstellung wenn du an einen wahren Genuss denkst? Üppige Gelage, dekadente Köstlichkeiten? Vermutlich ist es selten das Abbild einer als allgemein gesund bezeichneten Mahlzeit.
Es gibt keine feste Trennung für gesund und ungesund, genauso wenig für die Einteilung „gesund schmeckt nicht“ und „ungesundes ist lecker“. Trotzdem hat bestimmt fast jeder als Kind mal etwas als gesund angepriesen bekommen, was man eigentlich überhaupt nicht essen wollte.
Doch beides muss sich nicht ausschließen. Unser Geschmack ist erlernt. Und statt nach immer neuer Industrienahrung, mit anderen Aromen ummantelten Zucker-Fett-Salz-Mischungen zu greifen, könnten wir neue Geschmackserlebnisse auch dadurch erfahren natürliche Produkte in all ihren Variationen und in der Reife ihrer Saison zu er-schmecken.
Das braucht Achtsamkeit, einen Willen auf Qualität zu setzen und sich mit Hingabe der Zubereitung seines Essens zu widmen. Sicher nicht einfach in einem stressigen Alltag. Aber das Wohlbefinden welches wir dadurch erfahren können sollte dich deine Prioritäten (zumindest manchmal) überdenken lassen.
Nicht bei jeder Mahlzeit steht der Genuss an erster Stelle. Manchmal gilt es nur die Energiereserven aufzuladen. Doch täglich etwas Genuss einzubauen und dafür Zeit zu investieren ist selbst mit einem vollen Terminkalender möglich.



