Das einseitige Diäten ungesund sind und nichts bringen, hat sich herumgesprochen. Dafür sind die Magazine und Buchreihen voll mit anscheinend gesunden Alternativen. Eine davon: „Clean Eating„. Doch was ist neu an diesem Ansatz? Worin unterscheidet es sich von anderen Diäten? Und ist es überhaupt sinnvoll sich danach zu richten?
Was ist „Clean Eating“?
„Clean Eating“ würde sich übersetzen lassen mit sauberem, reinem Essen. Für diese Art der Ernährung gibt es aber keine einheitliche Definition. Abhängig davon wer oder wo die Botschaft verteilt wird, unterscheiden sich die einzelnen Ratgeber und Berichte etwas voneinander. Was zu diesen reinen Lebensmitteln gehört, kann deshalb unterschiedlich aufgefasst werden. Es gibt nicht das Clean Eating Konzept. Gemein sind der Ansatz von unverarbeiteten, natürlichen Lebensmitteln und dem eigenen Zubereiten von Speisen, statt Fertiggerichten. Industriell hergestellte Lebensmittel werden ausgeschlossen. Dadurch würden automatisch ungesunde Stoffe wie Zusatzstoffe, Zucker, Salz und Transfette aus der eigenen Ernährung verschwinden. Versprochen wird dafür dann Gewichtsreduzierung, schönere Haut, mehr Energie und und und..
Dafür gibt es allerdings keinerlei wissenschaftliche Belege. Die Tatsache dass es im Netz unzählige positive Aussagen gibt, zeigt nur dass es sich derzeit um einen Trend handelt. Und die vollmundigen Versprechen der Clean Eater dienen in vielen Fällen als Maßnahme zum Verkauf des eigenen Konzeptes/Büchern/etc.
Pro und Contra
Positiv halte ich, dass sich „Clean Eating“ als Ernährungskonzept und nicht als kurzfristige Diät versteht. Es soll eine dauerhafte Verhaltensumstellung und das schaffen neuer Gewohnheiten verfolgt werden. Dazu liegt der Fokus auf frischen, vollwertigen Lebensmitteln und darauf dem Körper guten Treibstoff zu liefern. Dabei werden keine Kalorien gezählt oder Nährstoffgruppen verteufelt. In nahezu allen Anleitungen findet man Hinweise genug zu trinken und Alkohol einzuschränken oder zu meiden.
Allerdings schließt der Verzicht auf alle industriell gefertigten Lebensmittel auch positive Produkte aus, die für die meisten von uns, kaum selbst hergestellt werden können (sei es aus zeitlichen oder technischen Gründen). Für mich gehören dazu zum Beispiel Sojamilch und Tofu, aber auch Vollkornnudeln, Senf, .. die Liste ließe sich erweitern. Auch Regeln wie: „Zutatenlisten sollen nicht mehr als fünf Inhaltsstoffe enthalten“, sind völlig aus der Luft gegriffen.
Meine Einschätzung
„Clean Eating“ ist nichts Neues, sondern hauptsächlich ein moderner Name für die verstaubte Vollwertkost. Ich vertrete ebenfalls den Grundsatz sich nährstoffreich zu ernähren und Obst, Gemüse und Vollkornprodukte (und leider häufig vergessen: Hülsenfrüchte!) als Basis zu betrachten. Sich seine Ernährungsgewohnheiten bewusst zu machen, dauerhaft auf eine gesunde Ernährung setzen zu wollen und seiner eigenen Ernährung wieder einen Wert beizumessen, finde ich den richtigen Weg.
Dennoch stört mich die Fixierung auf den gesundheitlichen Nutzen von Lebensmitteln und der willkürliche Ausschluss industriell hergestellten Lebensmittel. Dazu können auch selbst zubereitete Speisen einen geringen Nährstoffgehalt aufweisen, denn die erhältlichen „Clean Eating“-Rezepte enthalten ebenso Süßigkeiten und Kuchen – und es macht keinen Unterschied, ob du Haushaltszucker oder Roh-Rohrzucker benutzt (und es ist sogar nachteilig, wenn du deinen weißen Zucker einfach durch Agavendicksaft ersetzt).
Der Punkt der mich jedoch am meisten stört, ist die mentale Fixierung auf „cleane“ Nahrungsmittel und die Obsession, die daraus entstehen kann, sich ständig zu optimieren und immer noch sauberer essen zu müssen. Die Grenze was gegessen werden darf, verschiebt sich mit jeder Schreckensmeldung der Presse und am Ende bleibt nur noch eine minimale Auswahl auf dem Teller übrig. Speisen bieten auch Genuss und Zufriedenheit, und sollten dann nicht als „Cheat“ bezeichnet werden, nur weil sie nach unwissenschaftlichen Richtlinien nicht „clean“ sind.
Wenn es dir Spaß macht, deine Ernährung nach einem Konzept zu gestalten, dass wie „Clean Eating“ auf natürliche, vollwertige Lebensmittel setzt, dann unterstütze ich dich bei diesem Weg. Aber ziehe deine Grenzen nicht zu eng und lasse dir Raum auch mal auszubrechen.



